Als niederländischer Staatsbürger auf Deutsch, Plattdeutsch und Niederländisch über die saterfriesische Sprache reden, das war zu einem großen Teil wie mein erster Arbeitstag als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Oldenburgischen Landschaft aussah. Einerseits ist es Arbeit innerhalb der Region, denn Oldenburg und das Saterland sind nur etwa eine Autostunde von unserem Haus im Groningerland entfernt. Andererseits ist es jedoch auch Internationalisierung und zwar die bereichernde Sorte: mehrsprachig, mit großem Respekt vor dem eigenen Charakter der Region, wo die angestammte Mehrsprachigkeit eine Lehrschule bildet aus der alle mit mehr Sprachwissen rauskommen als sie reingekommen sind.

Wie anders geht es an vielen anderen Stellen, wo Internationalisierung diese Achtung vor der Region gar nicht aufbringt, wo es eher als Aufgabe verstanden wird, die eigenen Sprachen soviel wie möglich zu verstecken, da die Besucher sie als Behinderung empfinden könnten, wo Sprachen zugünsten des Englischen aus ihren Funktionen verdrängt werden, wo man sogar Englisch mit Menschen redet, die nie in einem englischsprachigen Land gelebt haben, und wo es als normal angesehen wird, dass gebildete Menschen jahrelang in einem Land leben können, ohne die von den Einheimischen gesprochenen Sprache(n) zu erlernen. Sprachlich gesehen bildet eine solche Internationlisierung nicht unbedingt eine Berreicherung, eher das Gegenteil: sie zwingt die Leute dazu, auf ihre Muttersprache zu verzichten, sie in den Hintergrund zu stellen.

In den Niederlanden duzen sich Kollegen fast immer und die Nachnamen kennt man nicht mal immer, aber in Deutschland fängt man als Herr X oder Frau Y und Sie an. So war es auch mit einem Kollegen, der als Herr X angefangen hatte, dann aber erzählte, Plattdeutsch sei die Sprache seines Herzens. Als ich antwortete, er solle sich nicht gezwungen fühlen, meinetwegen Hochdeutsch zu reden, was das Eis gebrochen. Er bot mir das Du an, wurde von ‘Herr X’ zu ‘Vorname’, wir rutschen ein wenig runter in unseren Sesseln, es wurde gelacht und wir redeten nur noch Platt – er fließend, ich nicht unbedingt, aber wen stört das? Sprache verbindet.

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Last Modified: december 10, 2020